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Vom leichten Glück der einfachen Dinge. Keine Freuden, große Wirkung

Kurzbeschreibung

Innehalten, zu sich selber kommen, genießen, der Seele Luft und Atem geben: Tarr Krüger inspiriert dazu, ihre Kunst des Lebens selber zu probieren. Ihre vielen praktischen Anregungen können kleine Wunder bewirken. Texte, die verlocken, dem inneren Vergnügen neuen Raum zu geben. (Quelle: amazon.de)

Leseprobe

Ich beobachte zwei Schüler mit lustig wackelnden Riesenschulranzen, die fröhlich vor sich hin pfeifen. Sie wissen darum, dass sie keine andere Wahl haben, als zur Schule zu trotten. Sie kommen mit den Widrigkeiten ihres Alltags zurecht, weil sie darauf pfeifen. Und vor allem sind sie sich der Bewunderung ihrer Mitschüler sicher, die diese Kunst nicht beherrschen. Warum gibt es so wenige, die diese Kunst heutzutage noch pflegen? Ist es nicht merkwürdig, dass das Wort „pfeifen“ heute fast nur noch in negativen Zusammenhängen auftaucht, wie „aus dem letzten Loch pfeifen“, „jemanden verpfeifen, oder auspfeifen“?
Diese pfeifenden Schüler mögen noch seltene Figuren sein. Wüssten die anderen, dass ein wohldosiertes Pfeifen ihnen die Bewunderung der anderen sichert, so gäbe es sicher bald Pfeifschulen, die Lerneifrige vom Top-Manager bis zu stressgeplagten Eltern anziehen würden. Dass Pfeifen ein Signal der Überlegenheit und des Selbstvertrauens ist, haben anscheinend die meisten vergessen. Wer auf die Dinge zu pfeifen versteht, selbst wenn es ihm gar nicht danach ist, kommt mit fast allen Widrigkeiten des Alltags klar. Pfeifen schenkt Selbstvertrauen. Nicht nur wegen der Echos, die wir aus anderen Mündern auffangen, wenn wir das Duett eingestimmt haben: Pfeifen, Zurückpfeifen und noch einmal zurück. Da baut sich ein Konzert der Heiterkeit auf, ähnlich wie das Gezwitscher der Vögel am frühen Morgen, das sich so freundlich und leicht anhört. „Pfeife, damit es vorbeigeht“, empfehlen die Italiener sinngemäß. Das hilft immer. Wer pfeift, wird nämlich sofort belohnt: Die linke, emotionsstarke Hälfte des Gehirns wird mit sauerstoffreichem Blut versorgt, die Lungen werden durchgeblasen, Glückshormone werden ausgeschüttet. Pfeifen tut einfach gut! Das fühlt der Pfeifende und die anderen werden aufgemuntert, weil sie ahnen: Heute wird ein guter Tag!

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